War er noch vor einem halben Jahr als Landtagsabgeordneter vor Ort, besuchte er den Frauen- und Fachverband nun in seiner Funktion als Mitglied des Bundestages. Und als solcher hatte er viele Fragen zu den breit aufgestellten Tätigkeitsfeldern des SkF im Gepäck. Dabei immer fest mit Blick: die aktuelle Corona-Situation sowie der Ukrainekrieg und die Auswirkungen auf die Arbeit beim SkF. Fast drei Stunden nahm er sich Zeit zum Austausch.
SkF-Geschäftsführerin Susanne Pues begrüßte den Bundestagsabgeordneten in den Räumlichkeiten an der Walstedder Straße. Man kennt und schätz sich. Melanie Plag, Fachbereichsleitung Ambulante Familienhilfe und Beratung berichtete aus ihrem Tätigkeitsfeld des Pflegekinderdienstes. Dabei machte sie deutlich, dass Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben können, ein stabiles Umfeld benötigen, da jedes Kind einen speziellen Rucksack voller Erfahrungen mit sich trägt. "Trauma-Folgesymptome, veränderte Verhaltensweisen oder gedrückte Stimmung können einige davon sein", weiß sie. Plag bringt es kurz auf den Punkt: "Pflegefamilie zu sein heißt: Die Geschichte des Kindes zieht in die Familie ein." Daher sei es wichtig, den Kindern eine Tagesstruktur, Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Gerade in Zeiten des Lockdowns und im weiteren Verlauf der mittlerweile zwei Jahre andauernden Pandemie war es für das Team des Pflegekinderdienstes eine herausfordernde Zeit, da oft Besuchskontakte der leiblichen Eltern ausgefallen sind und entsprechend nach Lösungen gesucht werden musste. Kontinuierliches Testen, das Tragen von Masken sowie das Nutzen digitaler Medien hätten geholfen, um die wichtigen Kontakte positiv zu gestalten.
"Leider gibt es mehr Pflegekinder als Pflegefamilien", so Plag weiter. Daher ist das Team des Pflegekinderdienstes auch immer auf der Suche nach geeigneten Pflegepersonen. "Seit Corona ist die Zahl der Personen, die ein Pflegekind aufnehmen rückläufig", weiß sie.
Die Pflegefamilien selber sind so bunt wie das Lebens selbst: Das klassische Vater-Mutter-Kind Rollenbild ist längst nicht mehr das einzig vorherrschende Familien-System. "Wir haben es mit Pflegeeltern zu tun, die selber leibliche Kinder haben, Menschen die ungewollt kinderlos sind oder Personen, die sich bewusst gegen eigene Kinder entschieden haben. Patchwork-Familien, homosexuelle Paare, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch alleinerziehende Menschen gehören dazu. Wir leben aktiv die Vielfalt und das Motto "Jeder und jede kann Familie sein", erklärt die Fachbereichsleitung.
Rehbaum zeigte ich beeindruck von der herausfordernden Arbeit des Pflegekinderdienstes und sprach dem gesamten Team seine Wertschätzung aus: "In der schweren Zeit des Lockdowns haben Sie als SkF ihre wichtige Arbeit weitergemacht und waren zudem der stabilisierende Faktor in den Pflegefamilien. Dafür möchte ich Ihnen danken und stelle fest: Jugendhilfe ist echte Familienhilfe, denn sie ist ein wertvoller Beitrag zum gesunden Aufwachsen von Kindern in Familien".
Über die fortschreitende Entwicklung des von Aktion Mensch geförderten Projektes vielfälTIQ* berichtete Projektkoordinatorin Tanja Gede. Das Sichtbarmachen von Geschlechter- Diversität in der Öffentlichkeit, die Schaffung eines diversitätssensiblen Beratungs- und Bildungsangebotes sowie die Anerkennung von trans, inter* und nichtbinären Menschen sind dabei die wichtigsten strategischen Ziele. "Dabei stellen wir unsere eigene Denkweise ständig auf den Prüfstand um Ausgrenzungen zu vermeiden", macht Susanne Pues die Wichtigkeit deutlich, auch innerhalb des Verbandes immer wieder aufs Neue in Reflexion zu gehen.
"Unser Bestreben ist es, dass sich die Teilnehmenden unserer Bildungs- und Beratungsangebote gezielt mit dem Thema Diversität auseinandersetzen und dass trans* Menschen mit Respekt behandelt werden", so Tanja Gede. Henning Rehbaum konnte ihren Worten nur beipflichten: "Auch in der Union stehen die Zeichen diesbezüglich auf Aufbruch und es findet ein Umdenken statt. Wir nehmen die Leute so, wie sie sind. Das ist der christliche Ansatz in der Union und der Ansatz mit dem man arbeiten kann. Als Politiker lerne ich ständig hinzu. Genau das ist das Spannende an meiner Arbeit, zu sehen, dass auch eine Entwicklung in der Gesellschaft stattfindet".
Der Bundestagsabgeordnete selber sprach sich übrigens im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und dem daraus resultierenden Flüchtlingsstrom für die Registrierung von Flüchtlingen sofort an der Deutschen Grenze aus. Dabei gehe es nicht um Gängelung, sondern darum, dass die Hilfen optimal organisiert werden. "Auch die Entführung von Frauen und Kindern durch Zuhälter, von denen uns berichtet wird, kann durch die Registrierung der Flüchtlinge direkt an der Grenze unterbunden werden," so Rehbaum.